Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt
Mahatma Ghandhi
Das Leben ist eine Reise. Glück finden wir auf dem Weg, nicht am Ziel.
Monika Minder
Ich bin der festen Überzeugung, dass es möglich ist mit Pferden zu kommunizieren statt sie zu dominieren und zu beherrschen.
Dazu ist es wichtig Verständnis für das Wesen des Pferdes zu entwickeln und sich selbst authentisch zu verhalten, innere Sicherheit und Klarheit zu finden und in der Gegenwart zu sein.
Mein Ziel ist es nicht, das Pferd so zu dressieren, dass es jederzeit alles tut was ich möchte, oder dass ich mit ihm sportliche Ziele erreichen kann, sondern in Harmonie mit dem Pferd jeden Tag von neuem herauszufinden, was wir gemeinsam schaffen können. Dabei wachsen wir beide miteinander und können mentale und körperliche Grenzen überwinden.
Der wichtigste Grundsatz ist aber für mich mit den Pferden ohne Gewalt zu arbeiten, daher kommt auch der Name meiner Pferdeschule.
Der Name Ahimsa ist aus dem Sanskrit und bedeutet „Gewaltfreiheit“. Die Gewaltfreiheit ist ein Teil der Yogaphilosophie und diese lässt sich so wunderbar auf das Zusammensein mit Pferden übertragen.
Pferdeschule im Sinne von: „über Pferde lernen“, so wie man in einer Tanzschule das Tanzen und in einer Yogaschule Yoga lernt. Wenn die Pferde dabei auch etwas lernen – umso besser.
Seit ich denken kann habe ich Pferde geliebt und verehrt. Ich spielte reiten und hatte Pferde aus Plüsch, von Playmobil, Lego, Barbie, aus Holz und dann Steckenpferde aus Papas alten Strümpfen, aber nicht eines oder zwei, sondern 12, mit Fohlen aus den Socken meines kleinen Bruders. Nicht selten schimpfte mein Vater, weil unsere Gartengeräte alle keine Stiele mehr hatten. Alles, was es zu lesen gab über Pferde las ich, lernte Rassen, Abzeichen, Sattel und Zaumzeug auswendig und irgendwann durfte ich endlich Reitstunden nehmen. Schon damals wünschte ich mir freie Pferde und fand es furchtbar die Schulpferde im Ständer stehen zu sehen. Ich bekam eines der ersten Bücher von Linda Tellington Jones in die Finger und machte fortan heimlich den T-Touch beim Putzen, um den Pferden etwas zurückzugeben. Ich hatte immer wieder das Glück neben meinen Reitstunden noch andere Pferde reiten zu dürfen.
Als ich 17 Jahre alt war, zogen plötzlich durch eine größere Veränderung Pferde in unserer Familie ein. Meine Mutter und ihr Mann begannen Vollblutaraber zu züchten, und ich war sofort in diese kleinen schnellen, zähen und zauberhaften Pferde verliebt. Unser Hengst Wahadi musste dann einiges erdulden als ich erst versuchte ihn mit Hilfe des Join-Ups von Monty Roberts von meinen Führungsqualitäten zu überzeugen, ihn mit der Körpersprache von Herrn Hämpfling zu stoppen und später die ersten Versuche des Parelli Natural Horsemanships, erlernt aus einem Buch mit kleinen schwarz-weissen Bildchen und auf englisch. Wahadi war mir mental haushoch überlegen und nicht selten habe ich weinend den Platz verlassen, weil ich hoffnungslos überfordert war.
Mit 20, zu meinem Geburtstag bekam ich mein erstes eigenes Pferd, Scharia El Assuad, eine sensible und sehr vorsichtige gerade einjährige Stute, die mir manches leichter gemacht hat, die mir aber durch ihre Unsicherheiten auch viel über Führungsqualitäten, Geduld und Empathie beigebracht hat.
Mein Wunsch, auf jeden Fall beruflich etwas mit Pferden zu machen wurde mir von verschiedenen Seiten ausgeredet, die Sorge davon nicht leben zu können, nur für andere zu schuften brachte mich schließlich auf einen anderen beruflichen Weg. Die schlimmsten Jahre meines Lebens waren die meiner Ausbildung, ein Leben in der Stadt, ohne Tiere erschien mir leer und sinnlos. Meine geliebte Stute blieb auf dem Gestüt meiner Eltern da ich schon damals sehr hohe Ansprüche daran hatte, wie mein Pferd leben sollte. Ein Dasein in einer Käfigbox kam da ebensowenig in Frage wie stundenlanges stehen in knöcheltiefem Schlamm auf einem völlig reizlosen Paddock.
Nach der Ausbildung und dem Umzug in den Norden zog dann mein Pferd bei mir ein, kurz darauf noch ein zweites, ursprünglich für meinen Mann aber dann doch eher meins, Sjörd, ein wundervoller Friese mit einem vielschichtigen Charakter und einer sehr großen Seele.
Nun waren die Pferde zwar nicht mein Beruf aber ein fester Bestandteil in meinem Leben. Ich habe unzählige Kurse besucht, anfangs Natural Horsemanship bei allen möglichen Trainern, später mehr Freiarbeit, Zirkuslektionen und dann akademische Arbeit, feine Kommunikation. Ich musste von meiner zarten sanften Stute Abschied nehmen und an ihre Stelle trat Nadeer es Assuad, ein selbstbewusster zweijähriger roher Hengst der anfangs mehr auf zwei als auf vier Beinen stand und sowohl mich als auch Sjörd einige Nerven gekostet hat.
Nebenher habe ich weiterhin alles gehört, gelesen und geschaut was es zu Thema Beziehung mit Pferden, artgerechte Haltung, Anatomie, Biomechanik, Hufe etc. zu erfahren gab. Ich hatte immer das Glück schnell zu lernen und ich gebe nicht auf bis ich ein Thema vollständig durchdrungen und verstanden habe, auf diese Weise habe ich sehr viel gelernt. Nadeer und Sjörd haben mir sehr viel beigebracht.
Um meinen Pferden ein guter Partner zu sein, begann ich nach Bewegungen zu suchen, die auch mich „gymnastizieren“ und bin bei Yoga gelandet, einer wunderbaren Lebensphilosophie, die mir körperlich und seelisch immer wieder hilft mein Gleichgewicht zu finden.
Immer wieder wurde ich gefragt, ob ich nicht auch mal unterrichten wolle, irgendwann fing ich hier und da damit an. Ich bin gespannt auf den weiteren Verlauf meiner Geschichte mit Pferden, freue mich darauf, weiter zu lernen und hoffe, die Welt für die Pferde und mit Pferden ein klein wenig besser zu machen.
Einen ‚guten‘ Horseman erkennt man nicht daran, dass sein Pferd alles kann, sondern daran, wie er mit seinem Pferd umgeht, wenn es etwas noch nicht kann.
Ilfrit Kiselmann
Ich habe mich schon oft gefragt, wann Gewalt eigentlich anfängt und wie man wirklich gewaltfrei lebt, egal ob im Umgang mit Menschen oder mit Tieren … oder einfach mit sich selbst.
z. B. "die staatliche, richterliche, elterliche, priesterliche, göttliche Gewalt"
z. B. "etwas mit Gewalt zu erreichen suchen"
z. B. "häusliche, sexuelle, psychische Gewalt"
z. B. "die Gewalt des Sturms, der Wellen"
Quelle: "Gewalt" aus Duden online https://www.duden.de/rechtschreibung/Gewalt (Abrufdatum: 20.04.2023)
„Gewalt“ nennt man jeden körperlichen und/oder seelischen Zwang gegenüber Menschen – und alle Handlungen, die Tiere oder Dinge schädigen. (...)
Quelle: https://bayern-gegen-gewalt.de/gewalt-infos-und-einblicke/was-ist-gewalt (Abrufdatum: 15.05.2023)
Ich finde es schon gleich mal spannend dass zwischen Mensch und Tier unterschieden wird.
Konkret im Bezug auf unsere Pferde ist ja das Thema durch Olympia und Aachen oder Berichte über das Barren von Springpferden (das von namenhaften Springreitern als Touchieren und ganz klar „keine Gewalt gegenüber dem Tier“ bezeichnet wird) in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. (An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass inzwischen auch das Touchieren von Pferden am Sprung ausdrücklich verboten wurde.)
Ist das Ausbinden von Pferden Gewalt? Ist das Treiben mit Gerte oder Sporen Gewalt? Ist das Reiten mit Sperrriemen und scharfen Gebissen Gewalt? Ist die Haltung in Gitterboxen Gewalt? Ist das Absetzen von 6 Monate alten Saugfohlen Gewalt? Ist die Kastration Gewalt? … Man könnte diese Liste sicher endlos weiterführen, und die Frage muss wohl auch jeder für sich selber beantworten. Meine Sensoren für Gewalt haben sich im Laufe der Zeit jedenfalls verändert. Ist Gewalt also relativ?
Wenn wir den Satz von oben aus dem Internet einmal aufgreifen und mit unseren Pferden also ohne „körperlichen und seelischen Zwang“ arbeiten ... funktioniert das überhaupt? Da stellen sich dann gleich neue Fragen wie zum Beispiel: ist es dann auch schon Gewalt ein Kind zu zwingen sich anzuziehen, sich die Zähne zu putzen, in die Schule zu gehen? Einem Fohlen beizubringen sich am Halfter führen zu lassen? Und wie ist dann eine Untersuchung oder gar Blutentnahme beim Arzt. Ich finde immer wieder Grauzonen, wo mein eigener moralische Kompass noch unruhig hin und her schwingt. Wichtig ist dabei sicherlich mit welcher Intension man in diesen Fällen handelt, nämlich nicht zum eigenen Nutzen oder Vorteil und rücksichtsvoll.
Meist gelingt es mir inzwischen tatsächlich auf der Basis von Freiwilligkeit und gegenseitigem Einverständnis mit meinem Pferd zusammen zu sein, was aber eben auch hin und wieder bedeutet, dass ich meine Pläne nicht ganz umsetzten kann, weil Nadeer mir zu verstehen gibt, dass er darauf heute nun so gar keine Lust hat, aber so ist es in einer Beziehung eben. Beim Reiten ist es zwar auch so dass ich die Richtung, Gangart etc. vorgebe aber es fühlt sich nicht wie Zwang eher an, wie das geführt werden oder führen beim Tanzen, da habe ich es auch nie als Gewalt empfunden vom Partner gelenkt zu werden und mein Nadeer sagt mir sehr genau (und hin und wieder auch sehr deutlich) wenn es ihm zuviel wird. Tatsächlich ist er ein Pferd, dass sich nicht leicht zwingen lässt – was für ein toller Lehrer, dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Schreibt mir gerne eure eigenen Gedanken zu diesem Thema, ich finde es spannend und wichtig darüber zu sprechen.
Auf ein Pferd, das aus Angst gehorcht, ist kein Verlass. Es wird immer etwas geben, vor dem es sich mehr fürchtet als vor dem Reiter. Wenn es aber seinem Reiter vertraut, wird es ihn fragen, was es tun soll, wenn es sich fürchtet.
Antoine de Pluvinel
Angst beim Reiten oder im Umgang mit dem Pferd kennt sicher jeder, der mit Pferden zu tun hat.
Das erste Mal, dass die Angst beim Reiten meines Wissens in der Literatur beschrieben wurde, ist in einem Buch von König Dom Duarte von Portugal (1391-1438) mit dem Titel „Buch über die Lehre des guten Reitens in allen Sätteln“, das sich im (einzigen!) Original in der Nationalbibliothek in Paris befindet. Das Thema ist also nicht neu. Angst ist eines der ersten Gefühle, die wir in unserem Leben empfinden können und sie gehört zum Leben dazu, ist sozusagen lebensnotwendig, da sie uns schützt.
Dennoch kann sie zu einem Problem werden, nämlich dann, wenn sie so mächtig wird, dass sie unsere Lebensqualität einschränkt und den Spaß nimmt und das passiert meistens dann, wenn wir aus irgendeinem Grund Angst haben, die eigentlich unangebracht, weil unbegründet ist.
Mit der Angst aus biologischer und psychologischer sowie neurologischer Sicht habe ich mich in meinem Beruf als Hebamme jahrelang beschäftigt und mich durch mehrere Fortbildungen damit befasst, wie man mit Angst umgehen kann. Möglichkeiten, die die klassische Verhaltenstherapie anbietet, wie beispielsweise die Konfrontationstherapie oder Expositionstherapie sind sowohl in der geburtshilflichen Situation als auch im Umgang mit dem Pferd nicht anwendbar und aus diesem Grund habe ich mich ausführlich damit beschäftigt, was die Lösung sein kann und welche Methoden dennoch sinnvoll sind und wirklich helfen und daraus nach und nach mein eigenes Konzept entwickelt. Angst im Zusammenhang mit dem Pferd ist die Abwesenheit von Vertrauen, Vertrauen zum Pferd, Vertrauen zu sich selbst und Vertrauen in die Beziehung zwischen beiden. Wenn wir es schaffen in diesen drei Punkten Vertrauen herzustellen, wird die Angst der Freude und Unbeschwertheit im Umgang mit deinem Pferd Platz machen und ihr könnt miteinander wachsen.
Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer.
Konfuzius
Ich nenne das, was ich unterrichte nicht „Freiarbeit“ sondern „freie Zusammenarbeit“, weil es mir wichtig ist zu betonen, dass es mit dem Pferd in Kommunikation und mit Freiwilligkeit stattfindet.
Freiarbeit ist ja inzwischen in alle Mund und wenn man genauer nachfragt, wird darunter alles mögliche zusammengefasst. Als erstes stellt sich mir also die Frage wie „frei“ in diesem Zusammenhang definiert ist, und da gibt es doch erhebliche Unterschiede. Für die einen bedeutet „frei“, dass das Pferd weder Zaum noch Sattel trägt, am Verhältnis „Mensch sagt Pferd gehorcht“ ändert das wenig. In manchen Systemen wird daher auch nach und nach abgerüstet und dabei immer wieder die selbe Lektion wiederholt, so dass das Pferd am Ende auch ohne Equipment perfekt funktioniert. Von außen sieht es aber aus, als ob das Pferd alles freiwillig und ohne Zwang macht. Diese Form der Ausbildung ist sehr praktisch für Shows, bei denen es eine feste Choreografie gibt.
Anderes Beispiel: „Freiarbeit im Roundpen“ bedeutet für die meisten, dass das Pferd im Kreis geschickt, gestoppt und gewendet wird, während der Mensch mit Gerte oder Seil „bewaffnet“ in der Mitte steht. Auch hier hat das Pferd keine Möglichkeit der Situation zu entkommen und eine eigene Entscheidung zu fällen.
Für andere wiederum bedeutet „frei“, dass das Pferd frei entscheiden kann, ob es mit dem Menschen etwas tun möchte oder nicht und der freie Wille in diesem Fall akzeptiert wird, beispielsweise beim „ Intrinzen Trainig“ oder dem „Freedom Based Training“. Allerdings ist auch da das Pferd auf einem Reitplatz oder zumindest einer Koppel „eingesperrt“.
Meine Idee der freien Zusammenarbeit findet ebenfalls auf dem Reitplatz oder in der Halle statt, ich spiele aber auch hin und wieder spontan mit meinem Pferd auf der Koppel. Da ist es aber so, dass sowohl das Pferd als auch ich das Spiel beenden können indem wir weggehen. Bei der „freien Zusammenarbeit“ stelle ich dem Pferd Fragen und wenn es diese nicht mit „ja klar“ beantwortet, versuche ich diese Frage anders zu formulieren (ohne den Druck in irgendeiner Form zu erhöhen). Oder ich stelle erstmal eine andere Frage und komme unter Umständen später nochmal zur ersten Frage zurück. Wenn mein Pferd eigene Ideen einbringt, was ihm Spaß machen könnte, versuche ich diese anzunehmen oder später aufzugreifen. Ganz wichtige Voraussetzung für diese Form der Arbeit ist aber, dass es feste Regeln für das Zusammensein gibt, die beide Partner bereits kennen und respektieren.
Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur.
Bent Branderup
Beschäftigt man sich wie ich und viele andere es tun mit dem Thema Gesundheit und Gesunderhaltung des Pferdes, so kommt man um die gymnastizierende Arbeit nicht herum. Ich befürworte wie viele bekannte Ausbilder, diese Ausbildung ohne das Gewicht des Reiters zu beginnen. Vom Boden aus kann das Pferd erst einmal seine propriozeptive Wahrnehmung schulen. Das heißt, es lernt grob gesagt, wo seine Körperteile sich im Raum befinden bzw. noch einfacher ausgedrückt, wo es anfängt und wo es aufhört.
Leider ist diese Körperwahrnehmung je nach den Bedingungen der Aufzucht nicht automatisch in einem jungen Pferd vorhanden. Diese Fähigkeit ist aber für die dressurmäßige Ausbildung ebenso von Bedeutung ist wie für das Ausreiten. Ein Fohlen, dass in der Box oder auf geraden, flachen Koppeln aufwächst, lernt oft nicht, seine Füße gezielt und bewusst zu platzieren. Das „über Stock und Stein“ laufen muss dann Teil der Ausbildung sein. In der Dressur ist die Geraderichtung des Pferdes unerlässlich und diese wiederum ist nur möglich, wenn man die verschiedenen Körperteile unabhängig voneinander lenken kann. Dazu kommt, dass ein Pferd körperlich nicht dafür geschaffen ist sich auf Kurven oder Kreisbahnen zu bewegen und noch viel weniger, einen Reiter zu tragen. Um dies also, ohne Schaden zu nehmen, tun zu können, muss es neue Bewegungsmuster erlernen, dabei braucht es unsere Unterstützung.
Mir ist es sehr wichtig diese Arbeit nicht als nötiges Übel oder trockene Theorie zu gestalten, sondern vielmehr so, dass beide, Pferd und Mensch dabei Freude empfinden und Spaß zusammen haben
Egal wie weit der Weg ist, man muss den ersten Schritt tun.
Mao Zedong